Ein Projekt des Hamburger Instituts für Sozialforschung in Kooperation mit dem Einstein Forum, Potsdam

Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte

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Zwei Links – Zwei Rechts. Zur Anschlussfähigkeit der Ideologien des 20. JahrhundertsKonzept: Mischa Gabowitsch, Martin Schaad und Claudia Weber

15. und 16. Februar 2013

Das Colloquium bot sich an, die Möglichkeiten und Grenzen einer ideologiekritischen Geschichtsschreibung auszuloten, die die historischen Verflechtungen der großen Ideologien des 20. Jahrhunderts wieder in den Blick nimmt. Programmatische Schnittmengen, informelle Begegnungen, realisierte Kooperationen oder gar changierende Lebensläufe zwischen »Links« und »Rechts« – all das ist in den dichotomischen Geschichtsbildern des Kalten Krieges verloren gegangen.

Erstens interessierten uns die Orte – Vereine, Haftanstalten und Jugendbewegungen – »linker« und »rechter« Diskurse in der Zwischenkriegszeit. Es wurde diskutiert, wie diese Auseinandersetzungen im Zuge des Zweiten Weltkriegs zunächst in eine Zusammenarbeit und schließlich in eine Gegnerschaft zwischen dem Nationalsozialismus und dem Stalinismus mündeten. Zweitens wurden der sozio-kulturelle Nährboden und konkrete politische Positionen auf ihre Gleichursprünglichkeit und Kompatibilität hin betrachtet. So zum Beispiel die esoterischen und ökologischen Bewegungen, aus denen sich beide Ideologien »bedienten« und die in gegenwärtigen rechtsextremen Strömungen virulent geblieben sind. Drittens waren die politisch-programmatischen Überschneidungen von »linken« und »rechten« Positionen zu Themen wie Nation, Wirtschaft oder Gewalt von Interesse – auch und gerade wie sie sich in individuellen Lebensläufen von Grenzgängern und Überläufern manifestieren. 

Obwohl diese Überschneidungen in ihren jeweiligen historischen Situationen gedacht werden müssen, wurden – etwa aus den Diskursen um die Nation unter der bundesrepublikanischen Linken der siebziger Jahre – fortdauernde Grundeinstellungen herausgearbeitet, die nicht zuletzt in der gegenwärtigen Kapitalismus- und Globalisierungskritik sichtbar sind. In der longue durée wurde also auch nach dem Ideologisierungspotential »linker« und »rechter« Bewegungen im 21. Jahrhundert gefragt.

Tagungssprache war Deutsch.

Gäste

Fragenkatalog

Im Gespräch mit Mischa Gabowitsch, Martin Schaad und Claudia Weber

Martin Schaad im Mittelweg 36

Martin Schaad live am Einstein Forum